In einem Artikel im Lokalteil der OTZ (07.03.2023) wurden Fraktionen des Rudolstädter Stadtrates über ihre Eindrücke der Reise zur Batterierecyclinganlage nahe Wroclaw befragt. Interessant ist dabei, dass sogar Fraktionen zu Wort gekommen sind, die nicht dort waren. Leider wurde dabei die Fraktion Alternativ für Rudolstadt, welche vollständig zum Vororttermin gefahren ist, nicht berücksichtigt. Von einer Lokalredaktion sollte man zumindest erwarten können, dass sie eine Ahnung hat, wie viele Fraktionen es im Stadtrat von Rudolstadt gibt. Schließlich geht es um die umfassende Information der Zielgruppe dieses Mediums?
Die Einschätzungen von Jörg Gasda (Meister für Akustik- und Trockenbau) und Günter Engelhardt (Handwerksmeister für Zentralheizungs- und Lüftungsbau sowie gelernter Werkzeugmacher) sind an dieser Stelle bestimmt schon rein fachlich erwähnungswert.
Deswegen reichten wir unseren Bericht per Mail (außer dem Bild) umgehend bei der OTZ ein:

Wir fanden in Polen eine Anlage vor, welche sich bestimmt noch in der Erprobungsphase befindet. Der Beschäftigungsgrad von (derzeit) 100 Arbeitskräften mit der Produktion der Black Mass lässt sich nicht nachvollziehen. Die Anlage befindet auf einem Gelände abseits von größerer Wohnbebauung.

Polen web

Ihre Brandschutzeinrichtungen entsprechen nicht den deutschen Bestimmungen. Bestimmte Bereiche, wie zum Beispiel ein Raum in dem die Batterien in Behältern entladen werden, durften von uns nicht betreten werden. Die Technologie mit der dieser Bereich produktiv betrieben wird erscheint unklar. Ein an der Grobschredderung angebrachtes Lüftungsgebläse fiel auf, welches wieder entfernt werden soll. Die Arbeitsplätze, an denen die Black Mass abgefüllt wird, haben keine richtige Absauganlage. In diesem Bereich müssen die Beschäftigten den ganzen Arbeitstag Staubmasken tragen.
Die Frage, wie viel Strom die Rudolstädter Anlage verbrauchen wird (nachdem nicht wie in der ersten Vorstellung des Projektes und wie in Polen ein Teil der Anlage mit Gas geheizt wird), konnte nicht beantwortet werden. Somit kann zum jetzigen Stand die Ökobilanz nicht dargestellt werden. Leider konnten wir keine Bilder von der Anlage mitbringen, da die überaus freundlichen koreanischen Gastgeber Fotos untersagten. Aus unserer Sicht wurden uns keine schützenswerten Teile der Anlage gezeigt, weswegen die Entscheidung sehr befremdlich ist.
Grundsätzlich sind wir als Stadtratsfraktion für Neuansiedlungen von Industrie und Gewerbe im Landkreis. Allerdings sollten dabei bei allen Investoren die gleichen Regeln gelten und die entsprechenden Unterlagen mit greifbaren Zahlen vorliegen. Das betrifft sowohl den Bedarf an Energie, in Form von Strom und Gas, als auch die durch die technologischen Prozesse anfallenden Belastungen in gasförmiger, fester oder flüssiger Form und die Prozesse deren Bewältigung. Dafür haben wir uns in der Vergangenheit, bezogen auf dieses Projekt, mehrfach eingesetzt.
Die Reise nach Polen brachte für uns keine entsprechenden Antworten.

Günter Engelhardt
Fraktionsvorsitzender Stadtratsfraktion
Alternativ für Rudolstadt
http://afr-stadtratsfraktion-rudolstadt.de

Bis heute gab es keine Reaktion der OTZ. Einfach nur traurig und mit Sicherheit nicht demokratisch.